UDV-Studie zeigt wahre Probleme bei vielen Fahrrad-Alleinunfällen
Was die Unfallforschung der Versicherer (UDV) in ihrem aktuellen Gutachten zu Tage gefördert hat, ist höchst alarmierend. Sie zeigt, dass die bisherige Betrachtungsweise der Fahrradunfälle ohne Einfluss anderer Verkehrsteilnehmer unzureichend war.
Marktoberdorf - Was die Unfallforschung der Versicherer (UDV) in ihrem aktuellen Gutachten zu Tage gefördert hat, ist höchst alarmierend, und für uns Radlerinnen und Radler erfreulich zugleich. Es zeigt, dass die bisherige Betrachtungsweise der Fahrradunfälle ohne Einfluss anderer Verkehrsteilnehmer (sog. Fahrrad-Alleinunfälle) absolut unzureichend war. Dies scheint eine Hauptursache zu sein, weshalb die Unfallzahlen mit Toten und Schwerverletzten so dramatisch in die Höhe gegangen sind.
Die Fakten: 2023 verletzten sich bei knapp 27.400 Fahrrad-Alleinunfällen rund 6400 Menschen schwer und 147 tödlich. Knapp jeder zweite Radunfall mit Schwerverletzten ist ein sogenannter Alleinunfall, und jeder dritte ist tödlich. „Rad-Alleinunfälle haben sich in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt, dabei ist die Dunkelziffer hoch“, erklärte UDV-Leiterin Kirstin Zeidler bei der Vorstellung des Gutachtens am 2. Dezember in Berlin. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat damit eine deutlich verbesserte Analyse vorgelegt und zugleich Forderungen an die Politik gestellt. Denn, dass die Zahl der Radfahrenden steigt, wird bei uns zugleich als steigendes Sicherheitsrisiko betrachtet, während es in Ländern mit besserer Infrastruktur und mehr Raum fürs Radeln wissenschaftlich-bestätigt als Grund für steigende Radverkehrssicherheit gilt: Je mehr Radler, desto sicherer (“Safety in numbers“).
In der Vergangenheit spielten in den (deutschen) Unfallanalysen die Protokolle der Polizei und die Eingeständnisse der Verunglückten („… vielleicht bin ich auch zu schnell gefahren?“) die dominierende Rolle. Danach war die Ursachenforschung meist beendet. Was jetzt von der UDV genauer untersucht wurde, war die Bedeutung der Infrastruktur.
Hier ist die Politik in der Verantwortung. Die Behebung dieser Infrastruktur- und Sicherheitsdefizite ist ein Hauptanliegen des ADFC. So sagt die ADFC-Bundesgeschäftsführerin Dr. Caroline Lodemann: „Die steigenden Unfallzahlen im Radverkehr insgesamt machen uns Sorgen. Auch die Berufsgenossenschaften haben schon Alarm geschlagen, dass die Fahrradunfälle auf dem Weg zur Arbeit deutlich zugenommen haben.“ Und weiter, es „schwächeln die Kommunen beim Ausbau und der Pflege der Radwege. Radwege haben Schlaglöcher und Baumwurzelaufbrüche. Bordsteine sind nicht fahrradgerecht abgesenkt. Manchmal stehen sogar Poller oder Schilder mitten auf dem Radweg.“
Auf den Punkt gebracht haben wir
- zu wenige und lückenhafte Radwege
- zu schlecht gebaute Radwege
- zu schlecht gewartete Radwege
- unklare Beschilderung und Markierung
- und immer noch zu viel Fokus auf den fließenden Kfz-Verkehr
Dass wir selbst auch aufpassen müssen, ist eine Binsenweisheit und Selbstschutz. Wer tut das nicht? Aber wie viele von uns hat es „nicht schon erwischt“ genau wegen derartiger Defizite? Dass wir auf dem Rad schlechter behandelt werden, mit Gefahr für Leib und Leben, wie wenn wir im Auto sitzen, und das, obwohl wir weniger Platz in Anspruch nehmen? Das muss geändert werden. Ganz schnell.
Damit der ADFC „mehr Dampf“ bei der Sicherheit machen kann, sind alle Radlerinnen und Radler gefragt: Werdet Mitglied im ADFC. Wir wünschen allen ein sicheres 2025!